Der Saroszyklus 136

von Dr. Wolfgang Strickling
English translation by Google


Sarosportrait 136Der Saroszyklus 136, der zur Zeit totale Sonnenfinsternisse mit Rekordlängen produziert, begann im Jahre 1360 mit einer partiellen Finsternis im Südlichen Polargebiet der Erde. Alle 223 (synodische) Monate, entsprechend 18 Jahren und 11 1/3 Tagen (6585,3 Tage) tritt wieder eine Sonnenfinsternis unter fast den gleichen Bedingungen in diesem Zyklus ein. Die Finsternisse treten momentan im Sommer auf, wenn die Sonne sich in Erdferne befindet und gleichzeitig der Mond in Erdnähe. Deshalb erscheint der Mond sehr groß und die Sonne klein, was die lange Dauer der totalen Finsternisse erklärt. Die letzte Sonnenfinsternis am 22. Juli 2009 in Asien war die längste totale Finsternis dieses Jahrhunderts, der Sarosvorgänger war am 11. Juli 1991 und verlief über Mexiko und Baja California. Die längste Finsternisdauer dieses Zyklus wurde am 20. Juni 1955 in Südostasien mit 7 Minuten und 8 Sekunden erreicht.
Die Finsternisse innerhalb eines Saroszyklus wandern langsam über die Erde, und zwar diejenigen der geradzahligen Zyklen von Süd nach Nord. Diese Finsternisse finden alle im absteigenden Mondknoten statt. Diejenigen der ungeradzahligen Zyklen verlaufen im aufsteigenden Mondknoten von Nord nach Süd über den Globus.

Um sich über die Finsternisserie genauer zu informieren, eignet sich besonders die Erstellung eines grafischen "Sarosportraits". Diese Art der Darstellung geht auf eine Idee von Kurt Leingärtner zurück. Hier werden die Finsternisse so dargestellt, wie sie sich vom Mond aus gesehen auf die Erde bzw. die sogenannte Besselsche Fundamentalebene projizieren würden. Die Erde wird als hellblau gefüllter Kreis in Bildmitte gezeichnet. Die Finsternisse werden zum Maximumszeitpunkt, also zum Zeitpunkt der geringsten Annäherung an den Erdmittelpunkt in die Grafik eingezeichnet. Die Art der Finsternis wird farblich codiert, mit maßstäblich korrekter Darstellung des Kernschattendurchmessers. Nur für sehr kleine Schattendurchmesser muss zur Sichtbarmachung eine gewisse Mindestgröße in der Zeichnung gewählt werden. Zusätzlich zum Kernschatten wird der Halbschatten der ersten und letzten partiellen Finsternis auch eingezeichnet.

In dieser Darstellung fällt auf, dass sich die Finsternisse in Schlangenlinien über den Globus ziehen. Diese Sarosschlange hat ihre Ursache in der Tatsache, dass die Finsternisse im Saroszyklus langsam aber sicher durch alle Jahreszeiten ziehen und sich die Neigung der Ekliptik zum Neumondzeitpunkt demzufolge stets ändert. Bei Finsternissen in der ersten Hälfte des Jahres liegt der Maximuszeitpunkt in der Nähe der "5Uhr/11Uhr"-Linie, Finsternisse in der zweiten Jahreshälfte liegen nahe der "7Uhr/1Uhr"-Linie.

Erläuterung der Besselschen FundamentalebeneUm die Grafiken besser zu verstehen, lohnt es sich, einen Blick auf die Zeichnung rechts zu werfen (Vergrößerung durch Klick auf das Bild):

Die Besselsche Fundamentalebene, die für Finsternisberechnung oft verwendet wird ist die senkrecht stehende Ebene (blau umrandet). Sie ist die Darstellungsebene für das links dargestellte Sarosportrait. Sie schneidet den Erdglobus im Zentrum und steht senkrecht auf der Schattenlinie, also der Verbindungslinie Sonne-Mond-Schattenpunkt. Geografisch Nord liegt oben, aber die Erdachse (grün) ist aus der Fundamentalebene meistens nach vorne oder hinten gekippt. Dementsprechend scheidet die Äquatorebene (grün) die Fundamentalebene zwar in der Waagerechten, ist aber in der Regel ein wenig gegen die Waagerechte geneigt. Auch die Bahn des Mondschattens verläuft überlicherweise nicht waagerecht, sondern mehr oder weniger stark geneigt. Sie ist im Bild rechts beispielhaft für eine Finsternis in rotbraun eingezeichnet.

Wenn man alle Finsternisse eines Saroszyklus auf ein- und dieselbe Besselsche Ebene zeichnet, erhält man das oben gezeigt Sarosportarit.

Sarosportrait Ekliptikal orientiertWürde man die Ebene nicht nach geografisch Nord orientieren, sondern nach Ekliptikal Nord mit der Erdbahnebene (der Ekliptik) in der Waagerechten ausrichten, dann würde die schöne Sarosschlange verschwinden und zu einer geraden Linie zusammenschrumpfen. Links im Bild ist das dargestellt (zum Vergrößern in die Grafik klicken). Die Finsternisse reihen sich dann entlang einer Linie auf, die um etwa 5 Grad gegen die Senkrechte gekippt ist, weil die Mondbahn eine Neigung von ca. 5 Grad gegen die Ekliptik hat. Die Schattenbahnen der Finsternisse mit geraden Sarosnummern, die z. Z. im absteigenden Knoten stattfinden, verlaufen dann mit 5 Grad Neigung nach rechts unten. Diese Darstellungsform zeigt aber gut, wie die Finsternisse eines Saroszyklus langsam aber kontinuierlich über den Globus ziehen, bis der Zyklus mit einigen partiellen Finsternisse in den Polargebieten endet.

Diese Graphik wurde mit meinem Programm "Sarosportrait" berechnet.

Genaue Daten zum Saros 136 bei der NASA-Finsternisseite (engl.) und Katalog der Saroszyklen (NASA)
Animiertes GIF-Bild zum Saros 136 und den anderen Saroszyklen (Dan McGlaun)





© 2009 Dr. Wolfgang Strickling

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letztes Update: 14.12.2009
URL: http://www.strickling.net/saros136.htm